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Sind Mobile Games überhaupt richtige Spiele?

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Choo Choo! Der Pokémon GO Hype Train hat mittlerweile den Bahnhof verlassen. Obwohl die App Mobile Games auf ein neues Level gebracht hat, lässt die To-Go-Spielekultur noch immer viele Gamerherzen kalt. Dabei gibt es einige Vorreiter-Spiele, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätten, als sie ihrerzeit bekommen haben.

Handyspiele sind so alt wie die Devices selbst. Mit dem allerersten Mobiltelefon mit Display, erschienen auch Games wie Snake, Pacman oder Pong, die sich noch heute großer Beliebtheit erfreuen. Andere Mobile Games wiederum, wie zum Beispiel Angry Birds, sind sogar so erfolgreich, dass sie ihre eigenen Kinofilme bekommen haben. Dennoch werde Handyspiele von vielen Gamern kategorisch abgelehnt, als keine richtigen Spiele degradiert und hin und wieder sogar von oben herab belächelt. Doch woran liegt das?

Ich muss zugeben: Ich selber bin auch kein großer Mobile Games Fan. Zwar hat es mir einst Freude bereitet, in Candy Crush immer einen Level weiter als meine Freunde zu sein, oder mich beim Quizduell mit anderen Spielern zu messen, doch diese Freude ebbte immer wieder je ab, sobald das nächste Handyspiel auf den Markt geworfen wurde. Ein großes Manko aller Mobile Games sind die ständig angezeigten Werbebanner, die oft sogar für das Vorankommen erforderlichen InGame-Einkaufe (Free-to-play, Pay-to-win-Prinzip) und die beschränkten Spieloptionen.

All diese Faktoren sorgen dafür, dass bei den meisten Mobile Games nicht das Gefühl eines Vollpreistitels aufkommt. Somit tut es uns auch nicht so sehr weh, eine App direkt wieder zu löschen, sobald sie uns einmal enttäuscht hat. Und obwohl die Lern- und Erfolgskurve in Handyspielen wesentlch höher liegt als in Spielen wie Battlefield oder Fifa, befriedigt uns ein Sieg nicht ansatzweise so sehr wie in eben genannten Games.

Prinzipiell lassen sich Handyspiele in drei unterschiedliche Kategorien einteilen. Zum einen gibt es die Rätselspiele, wie 2048, Game Royale oder Two Dots. Dann gibt es die Jump ’n‘ Runs, zu denen beispielsweise Pix’n Rush, Flappy Bird, Doodle Jump oder auch Crossy Road zählen. Schlussendlich gibt es dann noch die Schlauchspiele, in denen uns weder eine Story, noch ein anderer Spielmodi geboten wird und deren gesamter Inhalt darin besteht, möglichst lange durchzuhalten. Zu diesen Spielen zähle ich unter anderem Duet, Retro Rev 2, Robot Unicorn Attack.

Alle diese Spiele haben etwas gemeinsam: Sie haben keine Story, keine Charaktere und nichts, zu dem der Spieler einen persönlichen Bezug aufbauen kann. Weshalb ein Abschied von einer App wesentlich weniger schmerzt als von einer geliebten CD. Die Spiele sind kurzweilig, werden in der Regel beim Warten gespielt und deshalb mit unangenehmen Situationen wie Wartezimmern beim Arzt, überfüllten Bushaltestellen oder ähnlichem assoziiert. Kaum jemand spielt ein Handygame des Spieles wegen. Für die meisten sind Handyspiele nur Lückenfüller und das ist der wohl größte Unterschied zu „richtigen“ Games.

Nichts desto trotz verirren sich Handyspiele immer wieder auf unsere Smartphones, ungeachtet ihrer Überlebensdauer. Mobile Games sind erfolgreich, auch wenn sie uns nicht begeistern oder fesseln. Sie sind portabel und so konstruiert, dass sie auch zwischendurch gespielt werden können. Handyspiele haben unseren Zeitgeist erfasst, sind kurzlebig und flexibel.

So kommt es, dass auch PC-Spiele mittlerweile ihre Mobile Devices Ableger gefunden haben. Dazu zählt auch Hearthstone, das sogar vielen Gamern auf dem Tablet oder Smartphone mehr Freude bereitet, als auf dem PC. Handyspiele müssen funktionieren. Unser Lebenstil wird immer schneller, weshalb auch Mobile Games eine Zukunft haben werden. Pokémon GO war in dieser Hinsicht nur der Anfang.

Obwohl Handyspiele viele Macken haben, selten begeistern und wenig Herausforderungen bieten, sind sie leicht zu verstehen, unkompliziert und schnell und günstig installiert. Im Gegensatz zu anderen Spielen ist kein teurer PC und keine teure Konsole notwendig, um mitzumachen. Schlussendlich ist es die Community die zählt – und die macht Mobile Games zu den „richtigsten“ Spielen überhaupt. Welchen Gefallen man daran findet ist wieder eine andere Frage.

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