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Wir Kinder vom Bahnhof Zoo – Christiane F. und Detlef heute [Buch/Film Kritik]

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Die Geschichte von Christiane F. ist noch immer für viele Schüler Pflichtlektüre und für viele andere Kinder Realität. Die Geschichte von „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ erzählt von der Situation drogenabhängiger Kinder in Berlin. Eine Geschichte, festgehalten in Buch und Film, die auf wahren Begebenheiten beruht und aktueller ist denn je.

Eigentlich hätte es das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gar nicht geben sollen. Zufällig stieß Horst Rieck im Jahr 1978 bei der Recherche zu einem Kriminalfall über die Drogenszene, die Beschaffungsprostitution und den Prozess gegen einen Geschäftsmann, der Minderjährige mit Heroin bezahlte, auf die, damals 16-jährige, Zeugin Christiane Felscherinow. Aus dem Interview, das eigentlich nur zwei Stunden dauern sollte, wurden zwei Monate, die in Tonbandprotokollen festgehalten wurden.

Die Geschichte von Christiane F. in Buch und Film

Persönliche und soziale Probleme, Drogenabhängigkeit, Kriminalität und Prostitution. Das war lange Zeit der Alltag von Christian F. Von Zigaretten über Haschisch zu Partydrogen, wie diverser Pillen, bis hin zum Heroin war es kein langer Weg für die damals Dreizehnjährige. Im Fokus standen stets ihre Freunde, die „Clique“. Cool sein, High sein, David Bowie – alles andere war nicht wichtig. Dies führte Christiane aus der Gropiusstadt in Berlin schnell über das Haus der Mitte, einen Treffpunkt für Jugendliche in Berlin, zum Sound, Europas modernster Diskothek, bis hin zum Bahnhof Zoo und auf den Kinderstrich. Auch diverse Entzüge und die Therapie bei Narconon, einer Suchteinrichtung von Scientology, können sie nicht retten. Nicht einmal ihre Gelbsucht oder die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik „Bonnies Ranch“ schaffen es, das Mädchen zu bändigen. Das Heroin ist immer stärker. Zu „schussgeil“ ist sie auf den nächsten Druck, zu groß ist die Angst vor den Entzugserscheinungen, dem Turkey. Christiane F. und ihre Freunde sind Heroinabhängig und werden es immer bleiben.

Obwohl das Buch und der Film dieselben Ansätze in ihrer Erzählweise wählten, bietet das Buch einen, meiner subjektiven Meinung nach, größeren Mehrwert. Zu viele Passagen mussten für den Film verändert, gestrichen oder verschoben werden. Einige Charaktere wurden sogar gänzlich aus dem Film gestrichen und meistens durch Detlef ersetzt, da es zu kompliziert gewesen wäre, alle Charaktere vorzustellen. Die Autoren Kai Hermann und Horst Rieck schaffen es, anhand von Christiane Felscherinows minuziösem Erinnerungsvermögen, eine Geschichte zu erzählen, die so hart formuliert wurde wie die Wahrheit es ist. Das Lesen hat mich an einigen Stellen Überwindung gekostet, so detailliert und erschütternd waren die Passagen. Jeder neue misslungene Entzug von Christiane hat selbst mich, als Leser, deprimiert. Das Buch regt zum Mitfühlen und Mit-verzweifeln an. Doch auch der Film schafft es, auf eine andere Art, den Zuseher zu faszinieren und gleichzeitig abzuschrecken. Die Welt der Fixer vom Bahnhof Zoo, mittem im Herzen von Berlin, scheint so anders zu sein, als die, die wir kennen. Keine Aussage trifft die Geschichte der Kinder vom Bahnhof Zoo wohl besser als „einmal süchtig, immer süchtig“. – Und auch die Geschichte bleibt dem Leser für immer in Erinnerung.

Was wurde aus den Kindern vom Bahnhof Zoo?

Mit Ende des Buches, beziehungsweise Filmes, ging es in dem Leben von Christiane F. eigentlich erst richtig los. Egal ob Heroin, H, Äitsch oder Shore – in der Szene der „Fixer“ geht es nur um den nächsten Druck. Die Freunde von Christiane F. haben sie immer vor dem Heroin gewarnt und haben sie dennoch, oder gerade deswegen, mit in den Bann der Droge gezogen. Viele von ihnen, wie die damals vierzehnjährige Babsi, starben an der Droge. Doch einige von ihnen überlebten und sind heute clean. So zum Beispiel Frank, auch „Hühnchen“ oder „Leiche“ genannt, der erste von Christianes Freunden, der sich damals einen Schuss setzte. Er hörte damals mit dem Drücken auf, als er sich durch die Droge nicht mehr gelassen fühlte. Mittlerweile fährt er nachts in Berlin Taxi und macht am Tag Musik mit seiner Band. Stella schaffte es bis in das Jahr 2007, wenn auch nicht clean. Statt Heroin konsumierte sie mittlerweile Alkohol. Ein Jahr später, 2008, starb sie daran. Detlef, die erste große Liebe von Christiane F., zog es schlussendlich immer wieder nach Berlin. Laut dem Spiegel ist er ebenfalls noch am Leben:

„Freunde, die mit ihr am Bahnhof Zoo Heroin drückten, sind clean geworden: Der schmale Detlef, mit dem sie zum ersten Mal schlief und der sich als Strichjunge verkaufte, ist seit seiner Gefängnisstrafe vor 15 Jahren runter vom Heroin; er lebt mit seiner Freundin zusammen und fährt Behindertenbusse. Sogar das Rauchen hat er aufgegeben.“ – Spiegel

Oft wird Detlef, dem nun cleanen Busfahrer in Neukölln, nachgesagt, er sei selber schwul geworden und treibe sich auf Plattformen wie Gayromeo herum. Den Weg zurück zu Christiane fand er aber nie. Genauso wenig wie die anderen Fixer vom Bahnhof Zoo. Laut dem Stern war die Szene bei Veröffentlichung nicht gerade von dem Buch begeistert.

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Christina Felscherinow heute

Das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ brachte Christiane Felscherinow vor rund zwanzig Jahren etwa 900.000 Mark ein, die sie bekam, als sie volljährig wurde. Immer wieder wurde sie rückfällig, vielleicht auch, weil mit dem neu gewonnenem Geld nichts mehr zwischen ihr und ihrem Heroin stand. Christiane versuchte sich später auch als Sängerin. Tatsächlich clean geworden ist Christiane F. jedoch nie. Noch heute nimmt sie gelegentlich verschiedene Drogen, wie Nikotin, Haschisch oder Alkohol, zu sich.

Nach ihrem Entzug bei ihrer Großmutter in Schleswig-Holstein begann sie eine Buchhändler-Lehre, die sie jedoch abbrach. Daraufhin zog sie mit Punkmusikern in eine WG. Wieder zieht es sie nach Berlin, wo sie 1985 mit Heroin von der Polizei erwischt wird, was sie für zehn Monate ins Gefängnis verschlägt. Nach ihrer Entlassung fuhr sie nach Griechenland, wo sie Panagiotis kennenlernte – einen Junkie, den sie lieben lernte und der ihr 1996 einen Sohn schenken sollte. Mittlerweile befindet dieser sich in einer Pflegefamilie und Christiane Felscherinow in einem Methadon-Programm.

Rezensionen und Kritiken

Als „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ im Jahr 1978 erschien, war es das erste Buch dieser Art. Schnell wurde es zum meistverkauften Buch Deutschlands. Mittlerweile wurde die Biografie in über 15 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft. Der Spielfilm, der im Jahr 1981 folgte, gewann schnell die Goldene Leinwand und wurde beim Montreal World Film Festival in der Kategorie „Most Popular Film“ ausgezeichnet. Noch heute schockieren und faszinieren die beiden Werke gleichermaßen.

Ich persönlich fand sowohl Buch als auch Film großartig, wenn mir persönlich auch das Buch besser gefallen hat. Das Schicksal von Christiane F. teilen noch heute viele Menschen auf der Welt. 1978, als das Buch erschien, registrierten die westdeutschen Behörden noch 430 Drogentote. 2016 waren es schon rund 1.300. Das Buch ist also ein Merkzettel an all jene, wie die frühe Kindheit das ganze Leben beeinflussen kann. Meiner Meinung nach ist „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, gleich ob als Buch oder Film, ein Werk, das man auf jeden Fall kennen sollte und das den Begriff „Junkie“ eine vollkommen neue Bedeutung verliehen hat.

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3 Kommentare
  1. Thea sagt

    Hej, du solltest dringend Christianes zweites Buch lesen und die vielen Fehler in diesem Text korrigieren!

    1. Sarah sagt

      Liebe Thea,

      vielen Dank für dein Feedback. Welche Fehler meinst du konkret?

  2. diapir sagt

    Zum Beispiel ist Panagiotis nicht der Vater des Sohnes.

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